Extreme Belastungen

Extreme Belastungen
& posttraumatisches Wachstum


Trauma und Dissoziation erschüttern uns.
Sie öffnen uns schmerzhaft die Augen für unsere Fragilität,
-sie lassen aber auch unser menschliches Potenzial
im posttraumatischen Wachstum aufleuchten.

Menschliche Reaktionen auf extreme Belastungen

 In der historischen Entstehung der Untersuchung von Traumafolgestörungen drehte sich zunächst alles um die Kriegsveteranen und Soldaten. Die traumatisierten Menschen sollten möglichst schnell wieder einsatzfähig und damit kriegstauglich gemacht werden. Diese historische Tatsache erklärt, warum Trauma zunächst hauptsächlich aus dem Blickwinkel des Schocktraumas (PTBS) betrachtet wurde. Jeder Krieg betrifft aber nicht nur die Soldaten und Veteranen, sondern auch deren gesamte Familiensysteme und das soziale Umfeld, -d.h. alle Menschen, die damit direkt oder indirekt zu tun haben. Kriege betreffen ganze Gesellschaften: die Flüchtlinge aus den Krisengebieten und diejenigen, die zurückbleiben müssen. Soziale Traumata (z.B. die sozialen Auswirkungen von Kriegen, Sklaverei, Rassismus, Diskriminierung, Menschenhandel, Sexismus) betreffen Menschen einer sozialen Gemeinschaft und globale Ereignisse (z.B. Pandemie, Klimawandel) können Folgen für die gesamte Menschheit haben.

Schocktrauma und Komplextrauma

 Innerfamiliäres Trauma kann entstehen, wenn Kinder in Familien aufwachsen müssen, die emotional keinen echten Bezug auf die Kinder nehmen können, weil sie mit sich selbst beschäftigt, von sich selbst überfordert sind (z.B. durch eigene Traumatisierungen) oder aktiv gewalttätig gegen ihre Kinder handeln. Als ungesehenes Kind aufzuwachsen, auf das sich niemand emotional einstimmt und das niemanden hat, zu dem es gehen kann, wenn es psychisch oder körperlich verletzt wurde, ist etwas ganz anderes, als wenn ein Soldat ein Schocktrauma im Krieg erleidet. Der Schmerz von Kriegsveteranen wird gesellschaftlich bezeugt und anerkannt, ein traumatisiertes Kind ohne mitfühlende Bezugsperson ist völlig auf sich allein gestellt. Da sich das Nervensystem von Kindern noch in der neuronalen Vernetzung (im Wachstum) befindet, vernetzen sich traumatisierte Kinder in Reaktion auf diese äußeren Umstände. Ihre neuronale Vernetzung ist dann natürlich ganz anders, als bei Kindern, die eine sichere Bindung erlebt haben.

Entwicklungstrauma

Kinder brauchen Sicherheit, -jemanden, der sie tröstet und der für sie da ist, wenn sie verletzt wurden. Wenn die Erwachsenen so mit sich selbst beschäftigt sind, dass sie kein Auge und Ohr für das Kind haben, dann fehlt etwas. Es ist etwas nicht da, was da sein sollte,
-die sichere Bindung.
Diese Art von Trauma ist nicht so offensichtlich, wie z.B. ein Schocktrauma mit seiner auffälligen Symptomatik oder physische oder psychische innerfamiliäre Gewalt, wo Verletzungen da und sichtbar sind. Emotionale Mangelerfahrungen können wie „unsichtbare“ Verletzungen sein. Dieser Mangel wird im Erwachsenenleben eher durch Schwierigkeiten in Beziehungen sichtbar, -einschließlich der Beziehung zu sich selbst. Wenn ein Mensch in der eigenen Kindheit durch die Familie nicht viel emotionale Einstimmung und Mitgefühl erlebt hat, kann es ihm oder ihr im  Erwachsenenleben schwer fallen, liebevoll und mitfühlend mit sich selbst und anderen umzugehen.

Safety first!

Unfassbares in Worte fassen lernen
Viele Seiten im Selbst mit spezifischem eigenem Selbstempfinden und eigenem Weltbild können bei überwältigenden Belastungen eine ganz menschliche Reaktion sein. Die Teilung der Persönlichkeit in verschiedene Aspekte des Erlebens und Wahrnehmens, mit jeweils ganz eigenen Bedürfnissen, eigenem Selbstbild und Weltbild, ist eine der Schutzreaktionen bei überwältigenden Lebenserfahrungen.

Die vielgestaltigen Seiten im Selbst können sich z.B. durch widersprüchliche Bedürfnisse innerhalb der Persönlichkeit bemerkbar machen. Manche anderen Gesundheitsprobleme, wie z.B. Suchtstrukturen, Essstörungen, Zwänge, Ängste oder affektive Störungen lassen sich häufig auf durch extreme Belastungen entstandene Persönlichkeitszustände zurückführen.

Schnelle Stimmungswechsel können auch von außen ein abwechslungsreiches Bild mit vielen Widersprüchen zeigen. Nach der Erfahrung von traumatischem Stress ist das eigene Selbsterleben nicht immer kohärent, sondern manchmal bruchstückhaft. Es ist nicht einfach dieses konträre innere Erleben zu erfassen und in Worte zu fassen. Dafür braucht es Vertrauen, Stabilität, Sicherheit, Humor und Geduld, -vor allem mit sich selbst.

Dann wird es möglich das innere Erleben, -vielleicht auch erstmalig-, in Worte zu fassen. Da manchmal Unfassbares in Worte gefasst werden will, braucht es ein gutes, stabiles Gegengewicht. Ein Schwerpunkt der enaktiven Begleitung liegt deshalb auf der inneren und äußeren Stabilisierung und dem Aufbau eines sicheren therapeutischen Arbeitsbündnisses.

Die innere Zusammenarbeit mit allen Persönlichkeitszuständen kann dabei helfen, Erinnerungslücken zu schließen und sich mehr und mehr zu integrieren. Damit kann posttraumatisches Wachstum und die Entfaltung des eigenen Potenzials beginnen.
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Integration

Puzzle

Eine der Herausforderungen bei der Integration von Belastungsfolgen ist, wie verwirrt und verloren man sich fühlen kann, weil keine klare Richtung erkennbar scheint. Einzelne Teile des Gesamtbildes werden erkennbar, aber das große Ganze fehlt (so als ob man ein Puzzle ohne Vorlage machen würde). Das kann sich wie eine echte Herausforderung anfühlen.

Die Phasenorientierung in der ressourcenorientierten Traumatherapie kann dabei helfen sich ganz langsam und Schritt für Schritt den verlorenen Erinnerungen und den bis dahin vermiedenen Seiten in sich selbst wieder anzunähern. Mitgefühl mit dem Schmerz, aber auch Trauer, Wut oder Ängste gilt es da zu bezeugen. Das braucht Mut, Humor und Geduld, -vor allem mit sich selbst.

Selbstwahrnehmung
Selbstmitgefühl

Gegengewicht

Safety first!

Stabilisierung und Ressourcenorientierung sind grundlegend in der therapeutischen Begleitung. Bereits bei den ersten Gesprächen ist eine Selbst-Stabilisierungskompetenz die Voraussetzung dafür, mögliche Belastungen zu realisieren und in Worte fassen zu können.

Selbstwahrnehmung und Selbstfürsorge, Wertschätzung der eigenen Stärken und Ressourcen, und das Fertigkeitentraining (Skillstraining) können dabei helfen, sich so weit zu stabilisieren, dass eine Realisation, Artikulation und Bearbeitung des "Schweren" möglich und etwas leichter wird. Ein stabiles Gegengewicht zu den traumatischen Erinnerungen zu schaffen ist eines der wesentlichen Ziele in der ressourcenorientierten Traumatherapie. 

Schweres leichter machen
Unfassbares in Worte fassen

Vertrauen

Beziehungslernen

Trauma durch Bindungsverrat von Personen oder Institutionen, von denen das emotionale, physische oder spirituelle Wohlergehen eines Menschen (als Kind oder Erwachsener) abhängig war, kann einen überwältigenden Einschnitt in das Vertrauen (auf Sicherheit in Bindungen mit anderen Menschen) bei den Betroffenen bewirken.

Die aversiven Bindungserfahrungen traumatisierter Menschen können sich auf vielerlei Art im späteren Leben auswirken: Schwierigkeiten zu vertrauen, sozialer Rückzug oder Hypertrophie des Bindungsverhaltens bei drohendem Bindungsverlust können z.B. die Folge sein. Psychotherapie bedeutet oft Beziehungslernen und alle Gefühle sich selbst gegenüber und in Gegenwart eines anderen zu bezeugen. Das braucht Mut, wenn Vertrauen schwer fällt.

Mut, alle Gefühle und Seiten in sich selbst zu bezeugen,
-auch die ungeliebten

Selfempowerment

Vom Phönix aus der Asche zur "Superhero"-Kompetenz
Posttraumatisches Wachstum

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