Viele Seiten im Selbst mit spezifischem eigenem Selbstempfinden und eigenem Weltbild können bei überwältigenden Belastungen eine ganz menschliche Reaktion sein. Die Teilung der Persönlichkeit in verschiedene Aspekte des Erlebens und Wahrnehmens, mit jeweils ganz eigenen Bedürfnissen, eigenem Selbstbild und Weltbild, ist eine der Schutzreaktionen bei überwältigenden Lebenserfahrungen.
Die vielgestaltigen Seiten im Selbst können sich z.B. durch widersprüchliche Bedürfnisse innerhalb der Persönlichkeit bemerkbar machen. Manche anderen Gesundheitsprobleme, wie z.B. Suchtstrukturen, Essstörungen, Zwänge, Ängste oder affektive Störungen lassen sich häufig auf durch extreme Belastungen entstandene Persönlichkeitszustände zurückführen.
Schnelle Stimmungswechsel können auch von außen ein abwechslungsreiches Bild mit vielen Widersprüchen zeigen. Nach der Erfahrung von traumatischem Stress ist das eigene Selbsterleben nicht immer kohärent, sondern manchmal bruchstückhaft. Es ist nicht einfach dieses konträre innere Erleben zu erfassen und in Worte zu fassen. Dafür braucht es Vertrauen, Stabilität, Sicherheit, Humor und Geduld, -vor allem mit sich selbst.
Dann wird es möglich das innere Erleben, -vielleicht auch erstmalig-, in Worte zu fassen. Da manchmal Unfassbares in Worte gefasst werden will, braucht es ein gutes, stabiles Gegengewicht. Ein Schwerpunkt der enaktiven Begleitung liegt deshalb auf der inneren und äußeren Stabilisierung und dem Aufbau eines sicheren therapeutischen Arbeitsbündnisses.
Die innere Zusammenarbeit mit allen Persönlichkeitszuständen kann dabei helfen, Erinnerungslücken zu schließen und sich mehr und mehr zu integrieren. Damit kann posttraumatisches Wachstum und die Entfaltung des eigenen Potenzials beginnen.